Es gibt wohl kaum einen eingefleischten Killifischfan, der Fundolupanchax sjostedti (früher falsch als sjoestedti bezeichnet) nicht zumindest mal gehalten, vielleicht auch gezüchtet hat. Zu sehr überzeugen die Vorzüge dieser Art. Sie ist schön, sie ist robust und sie lässt sich auch an Trockenfutter gewöhnen, obwohl ich das noch nicht probiert habe.
Fundolupanchax sjostedti habe ich mehrfach gepflegt und gezüchtet. Die Art ist in den Fundortformen >Nigerdelta<, >Funge< und >Lobé< ins Hobby eingeführt. Ich bevorzuge die elegante, farblich harmonische, gleichzeitig aber körperlich robuste Form aus dem Nigerdelta. Die Art ist nicht übermäßig aggressiv. Bei der Vergesellschaftung mit anderen Fischarten müssen wir jedoch umsichtig sein.
Aquarien mit etwa 60 Litern Inhalt für ein Paar, vielleicht auch ein Trio dürften die Untergrenze sein, bei der die Weibchen bei guter Fütterung dem fortwährenden Treiben der Männchen stand halten. Eine Schale mit Torfmull wirkt da wie ein Blitzableiter.
Der Holotyp, ein Männchen, wurde nach einer Brücke am Wasserfall des Ndian-Flusses in Kamerun gefunden. Der Paratyp, ein Weibchen, wurde bei Mbonge (ebenfalls in Kamerun) aufgesammelt. Scheel (1990) verwies auf die weiteren Fundortformen aus dem Nigerdelta und aus Südwest-Nigeria. Er sieht die Art durch das durchgehende rote Band nahe der Dorsale am besten charakterisiert.
Boulenger bestimmte Tiere von Callopanchax occidentalis 1910 unzutreffenderweise als Fundolupanchax sjostedti. Clausen klärte diesen Irrtum 1966 auf.
Ich pflege die Tiere bei etwa 22 bis 25 ° C. Standardmäßig verwende ich Leitungswasser mit 5,5 ° DGH, das ich mit Phosphorsäure auf etwa pH 6,5 bringe. Die Becken sind nicht gefiltert und nicht belüftet. Deshalb wechsle ich das Wasser in kurzen Intervallen. Dabei ist etwas Umsicht geboten. Großer Wasseraustausch nach längerem Versäumnis quittiert die Art mit Oodinium.
Sie benötigen große Futtermengen. Dabei sind sie nicht wählerisch. Sie nehmen z. B. tiefgefrorene Rote Mückenlarven genau so gerne wie Tümpelfutter. Allerdings fressen sie bei lebenden Futtertieren nur bis zu einem gewissen Grad und lassen es dann langsam angehen. Ich sehe darin den Vorteil, dass in meinem 400-Liter-Becken, dass die Art allein bevölkert, auch schwächere Tiere zum Zuge kommen.
Die reichlichen Futtergaben sorgen bei den Weibchen stets für einen Laichansatz. Denn die Männchen bedrängen sie immer und immer wieder. Auch die Männchen sehen nach der Fütterung reichlich rund aus.
In der Anfangszeit meiner Killifischpflege habe ich alles immer ganz genau wissen wollen. Akribisch habe ich die Zahl der Eier, die Zahl der verpilzten Eier, das Datum des Ablaichens und das Datum des Schlupfes und vieles mehr notiert. Ein Torfansatz für Fundulopanchax sjostedti passte da nicht rein. Also habe ich ein Küchensieb genommen und einen Kies gekauft, der durch dieses Sieb rieselte. Eine größere Schale mit diesem Kies nahmen die Fische willig als Laichsubstrat an. Fast täglich siebte ich die Eier aus dem Sand ab und war über die Produktivität der Art überrascht. Heute glaube ich, dass diese Zahlen mit gezielter Fütterung von Lebendfutter noch zu steigern gewesen wären. Ich fütterte damals überwiegend tiefgefrorene Rote Mückenlarven.
Den Torf mit den Eier ließ ich 11 bis 12 Wochen bei den zur Haltung genannten Temperaturen liegen. Dann versuchte ich den Aufguss. Meist waren so viele Jungfische vorhanden, dass ich den Torf nicht noch einmal aufgoss sondern an Interessierte weitergab. Die Aufzucht mit Artemia und weiterem sich daran anschließenden Futter wie Grindal und Tümpelfutter ist nicht schwer. Den einzigen Aspekt, den ich insoweit für wichtig halte, ist die Wasserpflege. Die Tiere setzen viel Futter um, deshalb muss häufig Wasser gewechselt werden.
Die Geschlechter waren annähernd ausgeglichen, auch wenn ich einen kleinen Männchen-Überhang hatte.
Nicht immer gelingt es, die Nachzuchten zügig weiterzugeben. So habe ich ein Sjostedti-Männchen in ein 400-l-Becken zu meinen Triangel-Guppys gesetzt, damit es dort ein bisschen aufräumt. Ich war doch leicht überrascht, dass es noch nicht mal zum Fressen der Jungen kam, auch wenn er vielleicht den ein oder anderen erwischt hat. Die bunte Truppe schwamm freudig miteinander und wartete auf das Futter, dass ich ihnen bringen sollte. Ich beobachtete genauer und konnte den Burschen bei seinen Versuchen begleiten, nach dem ein oder anderen Tier zu schnappen. Sie wichen geschickt aus. Nachdem einigen Guppymännchen Teile der Schwanzflosse fehlten, war dies aber alles, was angerichtet werden konnte. Als ich hiervon beim DKG-Regionalgruppen-Treffen erzählte und Karl-Heinz Lüke, der schon viele Preise mit dieser Art gewonnen hat, zufällig am Tisch saß, meinte er: >Sag ich doch seit vielen Jahren. Der tut nix!<
Literatur:
Scheel, Joergen J. (1990): Atlas of Killifishes of the Old World. T.F.H. Publications